Schreiben Sie Denglish, please!

Es ist absurd: Mittlerweile schlage ich ständig englische Worte im Duden, seines Zeichens das „Wörterbuch der deutschen Sprache“, nach. Denn ein gepflegtes Denglish ist mittlerweile in vielen Branchen Usus. Und wir Texter kommen um viele übliche Wörter natürlich nicht drum herum.

Wir haben uns eine ganze Menge englischer Vokabeln einverleibt, denn sie sind so praktisch: schön kurz – und schön schwammig. Ganz anders als das präzise Deutsche. (Aber dazu ein andermal mehr.)

Während wir sie im Alltagsgespräch ganz selbstverständlich benutzen, wird es schwierig, sobald wir sie zu Papier (oder online) bringen wollen.

Es fängt schon mit dem Geschlecht an. Ist Power weiblich? Ich würde sagen: Ja. Die Kraft, also die Power. Sagt der Duden auch. Macht Sinn, oder?

Beim Blog wird es schon schwieriger. Da kommt der Duden mit seiner „Kannste-so-oder-so-machen“-Masche, die mich immer halb wahnsinnig macht. Es kann nämlich sowohl der als auch das Blog heißen.

Geht man nach dem Ursprungswort Weblog, also eine Art Internet-Tagebuch, würde ich eher zu das Blog tendieren. Die Berlinerin in mir präferiert aber den Blog. (Es heißt ja auch der Joghurt.) Das Ergebnis ist Chaos: Ich nutze auf meinen Blogs phasenweise mal das eine, mal das andere. Immerhin folge ich damit dem Duden.

Oder die E-Mail! Bekanntlich sagt der Schweizer: das E-Mail. Dabei wäre doch nach der Logik „Geschlecht wie im Deutschen“ der E-Mail richtig. Der E-Brief! Ich beantrage hiermit die Geschlechtsangleichung des E-Mails.

Und warum heißt es überhaupt der Softdrink? Wo es doch das Getränk heißt? Hier hatte sich wohl der Drink umgangssprachlich schon durchgesetzt, als der Softdrink klebrig-süß hinterhergekleckert kam.

Dann kommt die Sache mit der Groß- und Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibung. Regeln kann ich da keine erkennen. Zum Beispiel hier:

  • Know-how
  • Start-up
  • Video-on-Demand
  • Superstar
  • Onlineshop
  • Softdrink (oder auch Soft Drink)

Denglish in einem Wort

Völlig chaotisch wird es, wenn ein deutsches und ein fremdsprachiges Wort aufeinandertreffen. Dann sollte eigentlich ein Bindestrich gesetzt werden. Betonung auf „eigentlich“.

Die Frage ist nämlich: Was ist ein englisches Wort? Manche sind schon so in unsere Alltagssprache eingegangen, dass wir sie kaum noch als fremd ansehen. Zum Beispiel das Management (im Deutschen übrigens weiblich: die Leitung, die Verwaltung, die Bewirtschaftung).

Das Vertragsmanagement wird also vereint, denn managen, das ist mittlerweile Deutsch. Bei der Interviewvermittlung tendiere ich zur Zusammenschreibung. Das Interview (das Gespräch, die Befragung) ist mittlerweile ein deutsches Wort. Und Interview-Vermittlung sieht irgendwie aufgeblasen aus.

Total verrückt ist ja auch, dass englische Worte (bis zu einem gewisse Grad) grammatikalisch wie deutsche behandelt werden. Deshalb werden das Baby, das Hobby und die Story in der Mehrzahl zu Babys, Hobbys und Storys. Echtes Denglish also. Das tut jedem Anglophilen in den Augen weh, ist aber so.

Wir recyclen und googlen ja auch, was das Zeug hält. Sieht doof aus, noch viel mehr, wenn etwas recyclet oder gegooglet wurde. Übrigens: recycelt und gegoogelt ist die vom Duden empfohlene Schreibweise. (Das ist noch schlimmer, denn es werden die Ausspracheregeln des Englischen außer Kraft gesetzt. Ein englischsprachiger Mensch würde nämlich „rißaißelt“ und „gegudschelt“ lesen.)

Die gern angewandte Regel „Wenn’s im Auge wehtut, muss es falsch sein“ gilt also zwar manchmal, aber nicht bei Denglish. Im Zweifel schlagen Sie einfach im Duden nach. Oder Sie legen sich das brandneue Duden-Exemplar Ja wie denn nun?: Der Sprachratgeber für Textprofis* zu. Es enthält genau die vermaledeiten Zweifelsfälle der deutschen Sprache, die man immer wieder nachschlägt – weil man halt zweifelt. Ich hab’s mir schon bestellt.

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